Dienstag, 25. Mai 2010

5.2 Christliche Kirche auf Erden

Nach ihrem Selbstverständnis gibt es nur eine christliche Kirche

Das Neue Testament berichtet vom Entstehen vieler christlichen Gemeinden im Römischen Reich. Alle Glieder dieser Gemeinden wissen, dass sie in der einen Kirche zusammengehören.

Wenn wir den Gott Israels als unseren Herrn erkennen, der uns in Jesus begegnet, dann treten wir in eine geistige Gemeinschaft mit allen anderen Menschen ein, die diesen Glauben teilen. Die Jahrtausende alte Überlieferung der Kirche wird uns bewusst, ebenso die globale Zusammengehörigkeit aller Christen auf Erden. Die Unterschiede treten zwar deutlich hervor. Wir sprechen von verschiedenen Konfessionen, heute auch und besser von verschiedenen Glaubensfamilien. Aber so, wie sich die Glieder einer Familie völlig unterscheiden und die Familie dennoch eine Einheit bildet, so unterscheiden sich auch die Glaubensfamilien und bilden doch die eine christliche Kirche auf Erden.

Der eine Leib mit vielen Gliedern

Dass die Kirche ein Leib ist mit vielen Gliedern unter dem Haupt Jesus Christus, geleitet vom Heiligen Geist, ist für mich eines der eindrucksvollsten Bilder des Neuen Testaments, das noch immer gültig ist. Die Glieder des Leibes sind völlig verschieden, haben verschiedene Aufgaben, sind weit voneinander entfernt – und kooperieren doch ununterbrochen mit einander, weil sie zum selben großen Organismus gehören.

Trennung, Spaltung, Streit, Verleugnung, Abfall

Es ist mir klar, dass die Geschichte der christlichen Kirche auch ganz anders gesehen und beschrieben werden kann. Da ist zum Beispiel Karlheinz Deschner mit seiner auf 10 Bände angelegten Kriminalgeschichte des Christentums. Was er an Fakten aufzählt, wird schwer zu widerlegen sein.
Was antworte ich darauf?

Überwindung von Gewalt


Es gibt nicht nur eine Kriminalgeschichte des Christentums, es gibt auch eine Segensgeschichte der christlichen Kirche, die immer neu beschrieben wird. Zu unrecht? Nein. Was freilich gefährlich ist, ist Gewalt in der Kirche und durch die Kirche. Sie fängt schon im Neuen Testament in sublimen Formen an: in verletzenden Worten, harten Urteilen, im Entzug der Liebe, die die "Schwestern und Brüder" einander schuldig sind. Christinnen und Christen sind Menschen wie andere auch. Sie können zornig, eifersüchtig, neidisch sein, Irrtümern verfallen, ihren Herrn verleugnen.

Wenn aber Christen in ihren Gottesdiensten das Vaterunser beten und dies nicht gedankenlos herunterplappern, bekennen sie ihre Schuld und bitten um Vergebung. Vergebene Schuld spaltet die Kirche nicht, sondern eint sie.

Überwindung des Militärwesens

Viel gefährlicher als die alltägliche Gewalt ist für die Einheit der Kirche die außerordentliche Gewalt , die sich im "Militärwesen" zusammenballt. Unter "Militärwesen" verstehe ich verletzende und tötende Gewalt (violence), die von einer kirchlichen oder weltlichen " Obrigkeit" angeordnet und von "Untertanen" vollstreckt wird.
Niemand kann bestreiten, dass die größte, von Menschen produzierte Zusammenballung vernichtender Gewalt vom "Militärwesen" "verantwortet" wird. Die Drohung mit dieser Gewalt bis hin zu ihrer bisher einmaligen Anwendung in Hiroshima und Nagasaki fand immer mehr oder weniger willige Vollstrecker, darunter viele bekennende Christen.

Mein Argument ist, dass sich Christen aufgrund ihres Bekenntnisses zu der "heiligen christlichen Kirche" und der "Gemeinschaft der Heiligen" (Apostolisches Glaubensbekenntnis 3. Artikel) an der Bejahung, Vorbereitung und Anwendung militärischer Gewalt nicht beteiligen können. Wenn sie es dennnoch tun, zerstören sie die Einheit der Kirche und die Glaubwürdigkeit ihrer Botschaft.
Umgekehrt: Durch ein klares kirchliches Nein zum Militärwesen wird es zwar nicht abgeschafft, aber es entsteht in der christlichen Kirche eine ohnmächtig/mächtige Gegenmacht, die die Weltmächte und die nationalen Regierungen fürchten müssen.

Nach meinem Verständnis ist die christliche Kirche ihrem Wesen nach und mit ihrem Auftrag Gottes Friedensbewegung für Gerechtigkeit und Frieden auf Erden.

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