Dienstag, 25. Mai 2010

4.1 Abschied von Dogmen?

Die Rede von den "Dogmen"

In unserer Welt, die sich durch neue Erkenntnisse der Wissenschaften immer schneller verändert, wird das Wort Dogma meist geringschätzig gebraucht. Es bezieht sich auf Behauptungen, die einen absoluten Wahrheitsanspruch erheben.

Dogma und Glaubensbekenntnis

Behauptungen mit Wahrheitsanspruch gibt es auch in allen Religionen.

Ich habe versucht, die Entstehung der christlichen Kirche zu erklären und bin ausgegangen von der Behauptung der Jünger Jesu, dass er der im Alten Testament verheißene Messias sei. Diese Behauptung ist, wenn man so will, für das ganze Neue Testament das zentrale Dogma, der Fels auf dem die christliche Kirche erbaut ist. Es handelt sich aber nicht um eine wisaenschaftliche Behauptung, deren Wahrheit man bewesein könnte, sondern um eine Entscheidung, ein Glaubensbekenntnis, auf dem Menschen ihr Leben "unverrückbar" aufbauen wollen.

Das apostolische Glaubensbekenntnis

Schon früh wollten die entstehenden christlichen Gemeinden erklären, dass sie zusammengehören. Wer gehört dazu? Wo finden wir Mitchristen, Brüder und Schwestern im Glauben? Bis heute hat sich das Apostolische Glaubensbekenntnis in den christlichen Kirchen gleich welcher Konfession weltweit durchgesetzt. Es ist nicht von den Aposteln formuliert worden, erhebt aber den Anspruch, die Lehre der Apostel weiter zu geben.

Das apostolische Glaubensbekenntnis besteht durcchweg aus Glaubenssätzen. Nur wenige Worte oder Sätze können naturwissenschaftlich oder historisch "verifiziert" werden.

In der folgenden Wiedergabe des Apostolikums schreibe ich Glaubenssätze rot, reale Begriffe oder Geschehnisse schwarz:


Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer
des Himmels und der Erde.


Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenenSohn, unaer Herrn,
empfangen durch den Heiligen Giest
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzuigt, gestorben und begraben

hinabgestiegen in ds Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toen,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächjtigen Vaters,
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.


Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen


Handelt es sich bei den vier Buchstaben GOTT nicht auch schon um ein Dogma? Wer oder was soll denn das sein:
G O T T ??


Israel - Jesus - Kirche

Die ganze "Kirchliche Dogmatik" hat ihren Anfang in der Geschichte des Volkes Israel, wie wir sie aus ihrer eigenen Darstellung in der Hebräischen Bibel kennen. Alles beginnt mir ihrem Zeugnis von dem einen Gott JHWH, dessen eigentlichen Namen sie aus heiliger Scheu nicht auszusprechen wagen, von dessen Exsistenz sie aber überzeugt sind - und davon, dass er sie als sein Volk erwählt und mit ihnen einen ewigen Bund geschlossen habe. Sie erzählen einander, ihr Gott habe die Welt geschaffen, er sei mächtiger als alle anderen Götter, er sei überhaupt der einzige wahre Gott, er werde ihnen ein bestimmtes Land als ewigen Wohnsitz verschaffen, aus ihrer Mitte werde der König hervorgehen, der alle Völker zum Frieden führt.

So kommt eins zum anderen: Zu Israel kommt der Jude Jesus, zu Jesus, dem Messias die Kirche, die sich zu ihm bekennt.

In unserer Zeit wird uns bewusst, dass auch Mohammed und mit ihm der Koran und der Islam ihre Wurzeln im alten Israel haben. Unter Abrahams Kindern sind nicht nur die Nachkommen seiner Frau Sara, sondern auch seiner Magd Hagar.

Ein kleines Volk ist über Jahrtausende hinweg bis auf den heutigen Tag zu einem weltgeschichtlichen Faktor geworden. Die zwei größten Weltreligionen sind aus dem Volk Israel hervorgegangen.

Glaubensüberzeugungen sind nicht verwerflich, verwerflich ist die Gewalt.

Der Versuch, eine bleibende Glaubenserfahrung in Worte zu fassen, ist nicht verwerflich. Verwerflich war die Forderung einer mächtig gewordenen Kirche, sich dem Wortlaut der Glaubensbekenntnisse zu unterwerfen. Die Verachtung und Verfolgung der Andersgläubigen und Ungläubigen macht die Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen unglaubwürdig. Furchtbar ist, dass Menschen aus dem Land der Reformation - durch Mitschuld Martin Luthers - 6 Millionen Juden, Glieder des Volkes, aus dem der christliche Glaube hervorgegangen ist, ermordet haben.

Nicht der Abschied von religiösen Überzeugungen, von Glaubensbekenntnissen oder sogenannten Dogmen ist das Gebot der Stunde, sondern die Überwindung von Gewalt.



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