Die zündende Idee: ein Wort der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen
Vom 23. November bis 10. Dezember 1975 war die Fünfte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Nairobi/Kenia.
Damals gehörten zum Ökumenischen Rat 275 Mitgliedskirchen. Auf diesen Vollversammlungen, die in der Regel alle sieben Jahre stattfinden, werden naturgemäß sehr viele Reden gehalten und Texte veröffentlicht. Die Nachwirkungen solcher großen Versammlungen sind schwer abzuschätzen.
Die "Ökumenische Aktion für Frieden und Gerechtigkeit Ohne Rüstung Leben", die am 5. März 2011 mit dem Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet wird, ist jedenfalls durch die Vollversammlung in Nairobi ausgelöst worden.
Im August 1977 war in Mannheim/Sandhofen eine Fortbildungstagung für Pfarrer der Württembergischen Landeskirche. Die Tagung stand unter dem Thema „Frieden und Menschenrechte.“ Als Referent nahm an ihr auch der spätere Ratsvorsitzende Dr. Wolfgang Huber teil.
Wir wollten alle, dass unsere Landeskirche in Württemberg sich der ökumenischen Bewegung nicht verschließt. Darum war uns auch die Vollversammlung in Nairobi wichtig.
Am Ende der Tagung habe ich nach einer nächtlichen Eingebung den Vorschlag gemacht, einen Satz der Vollversammlung ernst zu nehmen und zu realisieren. Der Satz lautet:
„Die Kirche sollte ihre Bereitschaft betonen, ohne den Schutz von Waffen zu leben, und bedeutsame Initiativen ergreifen, um auf eine wirksame Abrüstung zu drängen.“
Ich habe auch den Entwurf eines entsprechenden Aufrufs "An alle Christen" in die Tagung eingebracht.
Der entscheidende Satz lautete:
"In Übereinstimmung mit dieser Forderung erklären wir:
Wir sind bereit, ohne den Schutz von Waffen zu leben."
Dieser Satz wurde auf Vorschlag von Dekan Wolf-Dieter Hardung durch einen zweiten ergänzt:
"Wir wollen dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen politisch entwickelt wird."
Der Aufruf enthält auch die beiden Bibelworte:
„Glaubt ihr nicht, so werdet ihr nicht überleben.“ Jesaja 7,9
„Christus hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete Frieden.“ Epheser 2,16-17.
Suche nach unterstützenden Organisationen, Kontroversen vor der Veröffentlichung des Aufrufs
Im Jahr 1975 war Pro Ökumene, Initiative in Württemberg gegründet worden. Der Arbeitskreis Antimilitarismus, der zu Pro Ökumene gehörte, hatte den Aufruf "An alle Christen" übernommen, aber innerhalb von Pro Ökumene wurde er sehr kritisch diskutiert. Es gab keine generelle Zustimmung, aber grünes Licht für die Weiterarbeit des Arbeitskreises, der bald als Initiativkreis von Ohne Rüstung Leben zum Träger der Organisation wurde.
Folgende Organsationen konnten zur Unterstützung des Aufrufs gewonnen werden:
Die Kirchliche Bruderschaft in Württemberg
Der Internationale Versöhnungsbund
Die Ev. Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistenden(EAK)
Der Konvent der württembergischen Beistandspfarrer
Ab Mai 1978 wurde dann der Aufruf an die Öffentlichkeit gebracht – der Geschäftsfüher der Aktion ab 1986, Paul Russmann, hat schon von einer neunmonatigen Schwangerschaft gesprochen.
Die endgültige Fassung des Aufrufs enthielt die Sätze:
"Ich bin bereit, ohne den Schutz militärischer Rüstung zu leben.
Ich will in unserem Staat dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen politisch entwickelt wird."
Nachdem wir den Aufruf „An alle Christen“ formuliert hatten, mussten wir auch versuchen, möglichst viele Christen damit zu erreichen.
So haben wir den Aufruf z.B. in großen Zeitungen veröffentlicht. Beim Kirchentag in Nürnberg 1979 gab es dafür eine starke Resonanz.
Enttäuschung ohne Entmutigung
Natürlich wollten wir noch mehr. Wir hatten uns auf einen Satz
der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK)berufen. Jetzt wollten wir den Aufruf allen Christen, die zum ÖRK gehörten, bekannt machen.
Also fuhren am 21. Mai 1980 sechs Männer nach Genf, um dieses Anliegen vorzutragen. Wir hofften auf die weltweite Verbreitung unserer Idee durch den Ökumenischen Rat der Kirchen. Da wurden wir enttäuscht. Man versicherte uns zwar freundlich, dass solche Pazifisten wie wir durchaus auch einen Platz in der Kirche hätten, aber dass die Kirche nicht so pazifistisch wäre wie wir. So fuhren wir unverrichteter Dinge nach Hause.
Trotzdem sind wir mit unserem Versuch, viele Menschen, auch Nichtchristen zu erreichen, nicht erfolglos gewesen. Viele fragten an, ob sie auch als Nichtchristen den Aufruf unterzeichnen dürften. Lange kamen täglich die Selbstverpflichtungen bei mir in Fellbach an. Meine Frau Rose übernahm am Anfang die Buchführung. Bis 1986 hatten fast 30 000 Männer und Frauen aus Westdeutschland und auch einige aus der damaligen DDR die Selbstverpflichtung übernommen.
1986 stellten wir Paul Russmann als hauptamtlichen Geschäftsführer an, der mit großer Beharrlichkeit, mit Umsicht und Ideenreichtum die Aktion Ohne Rüstung Leben weiter führte. Sie hat heute ihr Büro in Stuttgart Arndtstr. 19. Sie verschickt viermal im Jahr ihre Informationen. Ende 2010 Nr. 134 Auflage 14 000.
Anfang 2013 Information Nr. 143 Thema: "Unsere Waffen töten" Auflage 17.500
Dienstag, 25. Mai 2010
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