Eine schwierige Unterscheidung
In dem Aufruf aus Schorndorf : “An alle Christinnen und Christen: Den Krieg nicht mehr lernen“ ist in Punkt 2 vom Christentum, in Punkt 3 von der christlichen Kirche die Rede.
Worin besteht die Unterscheidung, die wir dabei getroffen haben?
Christentum als Weltreligion
"Christentum" ist die Bezeichnung für die größte Weltreligion. Der Begriff unfasst nicht nur die Zahl der Mitglieder, die mit ca 2,1 Milliarden angegeben wird. Christentum - das ist auch die Geschichte und Kultur dieser Weltreligion in den vergangenen zwei Jahrtausenden. Dem Christentum zugerechnet werden die Handlungen der Völker und Staaten auch heute noch, die sich nicht deutlich vom Christentum abgegrenzt haben, gleichgültig, ob die Menschen, die dort wohnen noch am christlichen Glauben festhalten. Zum Christentum gehört, so verstanden, auch die unterdrückende und kriegerische Gewalt, die von solchen Völkern und Regierungen immer wieder ausgegangen ist und ausgeht.
Enge Bindungen von christlichen Kirchen an den Staat
Christentum als Religion voller Gewalt gibt es erst seit dem Kaiser Konstantin (4. Jahrhundert n. Chr.). Damals hat sich die Kirche im Römischen Reich nach Jahrhunderten der Verfolgung durch den Staat mit dem Staat verbündet.
Privilegien für das Bündnis mit dem Staat
"Staatskirchen" , die ihre Regierungen mehr oder weniger kritiklos unterstützen, werden nicht mehr verfolgt. Sie kommen in den Genuss von Privilegien. Dafür dürfen die Regierungen auch erwarten, von denChristen unterstützt zu werden. Das kann in kritischen Situationen, vor allem im Kriegsfall, sehr teuer werden und den Kirchen ihre Glaubwürdigkeit kosten.
Mein Standardbeispiel: Die beiden Weltkriege
Wie verheerend die Abhängigkeit der Kirche vom Staat werden kann, wird mir am deutlichsten am 1. Weltkrieg, als die jungen Männer in den kriegführenden Staaten Europas, die wohl zu 95 % getauft und also Glieder der christlichen Kirche waren, auf Befehl ihrer jeweiligen Regierung aufeinander losgingen und sich vier Jahre lang gegenseitig ermordeten. Jesus Christus, der in allen europäischen Gottesdiensten mit den Lippen als wahrer Herr bekannt wird, hatte nichts zu sagen.
Ausbleibende Sündenerkenntnis und Umkehr
Nach dem ersten Weltkrieg blieben die Kirchen Europas "geistlich blind", sie verharrten inUnbußfertigkeit: die Sieger triumphierten über die Verlierer und die Verlierer schwuren Rache für Versailles. Nur so war es möglich, dass Hitler und seine Partei an die Macht kamen und die Welt in den Zweiten Weltkrieg hineinrissen.
Dienstag, 25. Mai 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen