Freitag, 9. September 2016

Noch ein letztes Kapitel



Die Reformation war vor 500 Jahren. Aber die Kirche muss immer reformiert werden. Ein  Beitrag zum "Reformationsjubiläum" ist das

Memorandum 2017

Viele Menschen erwarten vom Gedenken an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren keine großen Jubiläumsfeiern, sondern wegweisende Anstöße für die Zukunft der Kirchen, Anerkennung des Versagens im Verhältnis zu den Juden, Einsatz für die Flüchtlinge, Fortschritte im Ökumenischen Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.
Mit dem folgenden Text  wollen wir nicht nur das Versagen der Kirchen in der Frage  von Krieg und Frieden bewusst machen, sondern auch zum Ausdruck bringen, worauf wir in einer fast hoffnungslos scheinenden Situation hoffen, und wofür wir uns einsetzen wollen.

Terror

Es ist immer schrecklich, wenn ein Mensch absichtlich getötet wird, es sei durch geplanten Mord oder spontanen Totschlag, oder durch Hinrichtung auf Befehl einer „Obrigkeit“, gleich in welcher Weise er exekutiert wird. Im Krieg, der von Regierungen angeordnet wird, ob es sich nun um einen geplanten Überfall, oder um die Vergeltung mit Gegengewalt handelt, wird der Schrecken potenziert. Jede Anwendung von Waffen, die nur zum Töten von Menschen geeignet sind, ist schrecklich im Vollzug, schrecklich für die Angehörigen der Opfer, ist Terror, der dann wieder mit Terror vergolten wird. Angesichts der Übermacht mächtiger Staaten mit ihren Waffenarsenalen, werden schwächere Organisationen andere Formen der Rache und Vergeltung suchen, wie es heute am Tag ist: öffentliche Hinrichtungen durch den IS, Selbstmordattentate, von langer Hand geplante Überfälle inmitten der Industrienationen. Das Unrecht in der Welt, der wachsende Unterschied zwischen Reich und Arm, die Verwüstung der Schöpfung durch große Konzerne wird ermöglicht  und verteidigt durch die Gewalt mörderischer Waffen, ob sie nun von Terroristen oder von Regierungen eingesetzt werden. Sie sind  eine der wesentlichen Ursachen dafür, dass es heute 60 Millionen Flüchtlinge in der Welt gibt.

Ein Schuldbekenntnis

Die Kirche ist an der Ausübung des Terrors seit dem Bündnis mit der staatlichen        Macht unter Konstantin dem Großen unmittelbar beteiligt.
Sie hat das Recht in Anspruch genommen, zahllose Menschen, Frauen und Männer mit Schrecken erregenden Methoden hinzurichten. Die Kirche hat Kreuzzüge befohlen, Kriege  gerechtfertigt und ihre Ausführung durch getaufte Glieder  gutgeheißen. Bis heute erhebt sie keinen Widerspruch, wenn Christinnen und Christen freiwillig oder auf Anordnung des Staates  im Krieg Mitmenschen töten.
Es gab kein Bewusstsein in den Kirchen im Ersten und Zweiten Weltkrieg für das Unrecht, als Millionen von getauften Männern blind dem Befehl des Kaisers oder des „Führers“ folgten. In beiden Kriegen wurde für den Sieg der deutschen Waffen gebetet.
Heute lautet das Gelöbnis von Soldaten der Bundeswehr:
„Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“
Es wird verschleiert, dass die „Verteidigung“ auch überall in der Welt durch Auslandseinsätze der Bundeswehr geschehen kann und an vielen Orten geschieht.
Es wird verschleiert, dass die „Verteidigung“ in jedem Fall die Bereitschaft enthält, auf Befehl von oben Mitmenschen zu töten.“
Es gibt bisher keinen Aufruf der Kirchen an ihre Glieder, das Gelöbnis, kriegerischen Terror auszuüben, zu verweigern.

Befreiung durch das Evangelium

Gott liebt diese Welt und hat sich durch Jesus Christus mit ihr versöhnt. Er liebt alle Menschen,  auch die Gottlosen und alle, „die einfach nicht mehr glauben können“, ja die ihn hassen und verfluchen, auch die Menschen in anderen Religionen, auch Juden, Christen und Muslime, die an den einen Gott glauben, auch alle Kriegsleute, Soldaten, Terroristen.
Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, wie ihnen durch Jesus geholfen wurde, dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, dass sie dazu befreit werden, nicht nur für sich selbst, sondern für die anderen da zu sein.
Gott will eine Kirche, die für die Völker da ist, die verkündet, dass Gott sie befreien  wird vom Joch des Kriegsdienstes, von den militärischen Institutionen, die sich auf kriegerische Einsätze vorbereiten.
Wir bitten  um den Geist Gottes, der die Kirche auf Erden eins werden lässt, dass sie mit allen anderen Menschen, die dasselbe Ziel verfolgen, zum Segen werde für die Völker der Erde.
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Die Mitglieder des Ökumenischen Montagsgebets für den Frieden in der Welt
in Schorndorf am 4. Juli 2016


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